Dienstag, 20. März 2007

Anruf aus dem All

Ich glaube, jedes, aber auch jedes Kommunikations-/ Rhetorik-/Präsentationssemar verkündet wie ein Mantra jene zwei „Grundwahrheiten“, dass nämlich a) der erste Eindruck entscheidend sei, den man bei anderen hinterlasse und b) Körpersprache, Ausstrahlung u.ä. viel entscheidender als Inhalte des von der so ausstrahlenden Person Gesprochenen. Gerne werden dann auch Wissenschaftlickeit erheischende Prozentzahlen genannt, die zwischen 80 und gar 90 Prozent zugunsten des ersten Eindrucks bzw. des nichtsprachlich Charismatisierten gehen.
Mir ist das immer unheimlich, allein deswegen natürlich schon, weil es als wirkmächtig annimmt, was sich weitgehend der Kontrolle entzieht. Der allererste Eindruck, wo man doch noch hunderttausende Eindrücke machen könnte, an denen sich feilen und nacharbeiten ließe. Aber nein, genau jener erste. (Und wann fängt der an? Ja nicht, wenn ich ihn herstelle, sondern genau dann, wenn die zu beeindruckende Person gerade anfängt wahrzunehmen…)
Und b) fragt sich dann natürlich, wofür man schwitzend da sitzt und all die schönen Inhalte zusammenfeilt, mit Denk- und Schreibblockaden kämpfend? Wo man doch eigentlich nur Eindruck machen müsste – und gar nur einen ersten? Wobei sich spätestens hier die Katze böse in den Schwanz beißt. Denn, wenn ich nicht mit einiger Sicherheit zu glauben vermag, dass, was ich sage, wichtig und durchdacht ist, dann ist die berühmte Ausstrahlung auch perdu.

Es geht um Mädchen

Ein seltsames Leseerlebnis habe ich tatsächlich mit Malin Schwerdtfegers Café Saratoga. Irgendwann gekauft, mit voller Absicht, nicht wie so manches Buch, das im Laden in die Hand schlüpft, weil es vielverprechend schon zum Sprung angesetzt hat. Dieses Buch rief nach mir in irgendeiner Werbung und allein, dass es auf Hel spielt, jener letzten polnischen Landzunge vor dem endgültigen Osten, reichte aus. Und natürlich wurde das Buch auch gelobt - in der Werbung.

Damals begann ich zu lesen und verhedderte mich, es sprach mich nicht richtig an, das Erzählte, der Stil. Nun habe ich es wieder zur Hand genommen - und aller Skepsis zum trotz ein wunderbares Buch gelesen. Poetisch und großartig. Und da bilde ich mir fast ein, ich selbst sei in der Zwischenzeit auch poetischer und großartiger, differenzierter und bestimmter geworden. Alles auf einmal. Und alles auf einmal ist jedenfalls dieses Buch.
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