Das Einhörnchen
Als ich Kind war, waren Eichhörnchen eine Sensation auf tiefen Wegen im Pfälzer Wand, wo wir taten, was mein Vater gerne tat und Wandern nannte, für uns eine Pflicht. Die Eichhörnchen waren selten und flüchtig und sehr scheu. Kurze aufmerksame Lichtblicke bei diesen ansonsten eher ereignislosen Übungen, die darin bestanden, mit noch sehr kurzen Beinen den langen väterlichen Schritten hinterher zu kommen.
Mittlerweile sind die Eichhörnchen in die Großstadt eingefallen und gar nicht mehr so scheu. Ich als Vulgärbiologin wundere mich - dachte ich doch, Vorsicht und Scheu sei ein genetisches Programm, das sich nur in einer unüberschaubar großen Zahl von Generationenfolgen ändert. Das ist nicht der Fall, jedenfalls nicht, was den Umgang mit Menschen betrifft, vielleicht, weil sie im genetischen Programm diverser Tiere so wenig vorkommen wie Autos. Als im Juli die Amseln brüteten, waren sie auch erstaunlich unbekümmert, wenn wir unter ihrem Nest grillten und lachten. Fast als ob sie sich unserer sicherer seien, schienen sie schier mit den Menschen verbündet zu kommunizieren, wenn die Elster kam, die sie wirklich und zu Recht fürchteten. Und am Ende überlebte auch nur ein Amseljunges und machte seine eifrigen Flugübungen: Die anderen beiden hatte die Elster geholt.
Nun also "mein Eichhörnchen". Es kommt über die Mauer vom Gelände, wo immer die "schwierigen Jugendlichen" sind und manchmal eine luschige Polizeirazzia stattfindet, klettert äußerst anmutig den Baum hoch und runter und streicht dann gewissenhaft durch den kleinen, aber feinen Garten. Jeder, aber wirklich jeder Blumentopf, in dem irgendetwas wächst, gedeiht oder rudimentär vor sich hin kümmert wird untersucht, beschnuppert, hier wird mal genauer gegraben, dort auch. Nach der ersten Runde springt das grazile schöne Tier auf die längst pensionierte Teppichstange, läuft kokett hin und her, eine Art Schwebebalkenübung, sehr ansehnlich, nach der zweiten Runde nimmt es auf dem weißen Palstiksessel mir gegenüber Paltz, guckt neugierig hier und dorthin, und macht sich dann nochmal durch die Blumentöpfe.
Ich bewege mich die ganze Zeit kaum. Ich vermute immer noch, dass Eichhörnchen scheu sind. Und ein bisschen sind sie das auch immer noch.
Mittlerweile sind die Eichhörnchen in die Großstadt eingefallen und gar nicht mehr so scheu. Ich als Vulgärbiologin wundere mich - dachte ich doch, Vorsicht und Scheu sei ein genetisches Programm, das sich nur in einer unüberschaubar großen Zahl von Generationenfolgen ändert. Das ist nicht der Fall, jedenfalls nicht, was den Umgang mit Menschen betrifft, vielleicht, weil sie im genetischen Programm diverser Tiere so wenig vorkommen wie Autos. Als im Juli die Amseln brüteten, waren sie auch erstaunlich unbekümmert, wenn wir unter ihrem Nest grillten und lachten. Fast als ob sie sich unserer sicherer seien, schienen sie schier mit den Menschen verbündet zu kommunizieren, wenn die Elster kam, die sie wirklich und zu Recht fürchteten. Und am Ende überlebte auch nur ein Amseljunges und machte seine eifrigen Flugübungen: Die anderen beiden hatte die Elster geholt.
Nun also "mein Eichhörnchen". Es kommt über die Mauer vom Gelände, wo immer die "schwierigen Jugendlichen" sind und manchmal eine luschige Polizeirazzia stattfindet, klettert äußerst anmutig den Baum hoch und runter und streicht dann gewissenhaft durch den kleinen, aber feinen Garten. Jeder, aber wirklich jeder Blumentopf, in dem irgendetwas wächst, gedeiht oder rudimentär vor sich hin kümmert wird untersucht, beschnuppert, hier wird mal genauer gegraben, dort auch. Nach der ersten Runde springt das grazile schöne Tier auf die längst pensionierte Teppichstange, läuft kokett hin und her, eine Art Schwebebalkenübung, sehr ansehnlich, nach der zweiten Runde nimmt es auf dem weißen Palstiksessel mir gegenüber Paltz, guckt neugierig hier und dorthin, und macht sich dann nochmal durch die Blumentöpfe.
Ich bewege mich die ganze Zeit kaum. Ich vermute immer noch, dass Eichhörnchen scheu sind. Und ein bisschen sind sie das auch immer noch.
claireg. - 23. Aug, 22:58